D I E
K E T O G E N E D I Ä T

- keine Wundertherapie, aber ein Versuch wert!?!


Die Ketogene Diät ist eine isokalorische, extrem kohlenhydratarme, eiweißlimitierte und demzufolge sehr fettreiche Ernährung; welche bereits in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts zur Therapie zerebraler Anfallsleiden entwickelt wurde.

Da die Durchführung eine ausgeprägte Disziplin mit genauer Berechnung und grammweise Abwiegen der Nahrungsmittel erfordert, wurde die Diät in der Regel nur bei Kindern eingesetzt, bei denen die medikamentöse Behandlung keine wesentliche Besserung erbrachte.

Die Ketogene Diät wird meistens bei Kindern im Alter von 1-9 Jahren angewandt. Sie sollte nicht bei unter einjährigen durchgeführt werden. Bei Schulkindern wurde die Diät selten praktiziert, da die Eßgewohnheiten dieser Kinder bereits festgefahren sind und sie vielen Versuchungen von außen widerstehen müssen.

Die Akzeptanz des fetten Essens liegt bei Kindern bis zu 10 Jahren wesentlich höher als bei älteren Kindern und Erwachsenen.
Trotz allem, stellte sich oft heraus, daß Kinder später diese erlernten Eßgewohnheiten nur ungerne wieder aufgeben wollten.

Zusammenarbeit gefragt
Die Durchführung der Ketogenen Diät verlangt eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern, Diätassistentin, Pflegepersonal und dem Arzt; sie sollten nur in einer dafür ausgerichteten Klinik mit kompetenten Fachpersonal durchgeführt werden.
Sie kann und sollte keinesfalls ohne ärztlicher Kontrolle zu Hause "ausgetestet" werden!

Wirkungsmechanismus

Der genaue Wirkmechanismus der Ketogenen Diät ist bisher nicht bekannt.
Spekuliert wird, daß über die Acidose

  • Veränderungen im Salz - Wasserhaushalt,
  • Veränderungen im Fettstatus,
  • Veränderungen durch die Anpassung des Hirnstoffwechsels bei Verbrennung der
    Ketonkörper

auftreten.

Wirkung und Funktion der Ketogenen Diät

Glucose wird, unter normalen Umständen, vom Körper zur Produktion von Energie verbrannt. Der menschliche Organismus kann max. 800g Glucose in Form von Glykogen speichern.

Ist die Kohlenhydratzufuhr zu niedrig, verbrennt der Körper Fettgewebe, um Energie zu gewinnen. Ist hier kein Vorrat vorhanden, wird körpereigenes Protein (Muskeln) abgebaut und in Energie umgewandelt.
Die Ketogene Diät bietet dem Gehirn eine andere Energiequelle, sog. Ketone, an. Das Fett wird in der Leber zu Ketonen umgebaut, die im Gehirn Zucker als Brennstoff ersetzen können.

Die Verknappung der Glucose ist der Schlüssel der Ketose.

Bei einer herabgesetzten Glykolyse kommt es zu einer erheblichen Zunahme aktivierter Essigsäure. Diese Konzentrationszunahme hat eine Kondensation von Acetyl-CoA zur Folge, was zur Bildung der Ketonkörper, Acetessigsäure, ß-Hydroxybuttersäure und Aceton führt.

Die Ketoacidose wird bei der Ketogenen Diät durch das MCT unterstützt, welches wesentlich schneller hydrolisiert und resorbiert wird als das LCT.

Einführung in die Ketogene Diät

Der Beginn der Diät ist das Schwierigste.
Dies ist die Zeit, in der noch keine Erfolge sichtbar werden und in der einzelne Teilnehmer schnell die Flinte ins Korn werfen; was auch der Grund ist, warum ein intensives Vorgespräch mit den Eltern bzw. der Mutter des Patienten stattfinden muß, um evtl. Hindernisse, Fehler und Mißverständnisse aus dem Weg räumen zu können.
Zumindest um klarzustellen, daß die Ketogene Diät viel Aufwand und Disziplin für Eltern und Kind bedeutet, wobei der Erfolg nicht garantiert werden kann.

Die Ketogene Diät sollte einem Verhältnis von 4 : 1 (d.h. 4g Fett zu 1g Eiweiß und Kohlenhydrate) pro Mahlzeit entsprechen.
Bei Kindern mit einem hohen Anteil an körpereigenem Fett, kann auch ein Verhältnis von
3 : 1 (= 3g Fett und 1g Eiweiß und Kohlenhydrate) ausreichen.

Die Ketose sollte stets 2-3 fach positiv sein, d.h. über 80 mg/dl auf dem Ketostix anzeigen.

Mit Hilfe der Mutter können verschiedene Mahlzeiten -die der Vorliebe des Kindes entsprechen- ausgearbeitet und berechnet werden, z.B. Suppen, Desserts, Shakes, Eierspeisen, Salate, u.a.

Die Ketogene Diät mag bis zu 90 % aus Fett bestehen, das heißt jedoch nicht, daß sie nicht schmackhaft oder gar ungenießbar (wie viele Leute meinen) sein muß!

Ich habe die Ketogene Diät selbst ausprobiert, mit den Müttern in der Lehrküche ausgearbeitet Rezepte ausgetestet und auch von Mitarbeitern verköstigen lassen, wobei die Mahlzeiten auf überwiegend gute Resonanz traf.

Wie schon erwähnt, bereitet die Ketogene Diät einen hohen Arbeitsaufwand und äußerste Disziplin, jedoch bin ich der Meinung, daß sie einen Versuch wert ist.
Viele meiner bisherigen Patienten sind psychisch und physisch in einer besseren Verfassung als vorher. Die Stärke und Anzahl der Anfälle wurden bei manchen Kindern geringer, bei anderen änderte sich nichts.
Eine Erfolgsgarantie kann jedoch weder Arzt noch Diätassistentin geben!

Die notwendigen Ketostix (welche zur Kontrolle der Ketose notwendig sind) und kohlenhydratarme Vitaminpräparate (Centrum, Calciumcarbonat, u.a.) erhalten Sie in Ihrer Apotheke.

Systematische prospektive Studien (überwiegend aus den USA) hinsichtlich eventueller Nebenwirkungen der Ketogenen Diät existieren kaum, trotzdem sind Probleme wie:
Bauchschmerzen, Diarhoe, Obstipation, Gewichtszunahme, u.a.(siehe das Buch "Die Ketogene Diät" seit Mitte Januar 2000 endlich unter meiner Anschrift erhältlich) nicht auszuschließen.

Ich persönlich war in den USA um mir Tips und Tricks von den erfahrenen Kollegen/innen und Eltern zu holen, habe dann -wegen der großen Nachfrage- ein Ketogenes Rezeptbuch mit über 340 Rezepturen erstellt, um den Menschen mit Epilepsie, Glucose Transporter Defekt (GLUT 1-Defekt), Pyruvatdehydrogenase-defekt und Astrocytoma, welche sich mit der Ketogenen Diät ernähren, wenigstens ein bißchen Unterstützung zu geben.
Meine Rezepturen habe ich alle selbst ausprobiert und bin der Meinung, daß man diese sehr gut essen und je nach Geschmack abwandeln bzw. anders würzen kann.

Falls Sie Fragen zur Ketogenen Diät und meinem Buch haben sollten, stehe ich gerne zur Verfügung.

St. Valentin Schutzpatron der Epilepsiekranken

Elsässisches Wallfahrtsbild um 1480 mit der Inschrift "St. Valentin bit got für uns zu Rufach"
Im Vordergrund zwei Epilepsiekranke liegend, dahinter die Angehörigen mit Opfergaben.
In der linken Ecke ein Wildschwein in das die bösen Geister der Kranken hineinfahren sollen.