Was bedeutet Demenz (= engl. Dementia)?

Demenz bezeichnet einen Verfall der geistigen Leistungsfähigkeit.
Man versteht darunter vor allem die Abnahme von Gedächtnisleistung und Denkvermögen.

Der Verfall betrifft die Aufnahme bzw. das Wiedergeben neuer gedanklicher Inhalte, so daß:

  1. die Orientierung (wo bin ich, was passiert gerade),
  2. die Urteilsfähigkeit,
  3. die Sprach- und Rechenfähigkeit und
  4. Teile der Persönlichkeit

zerstört werden.

Demenz
=  die Veränderung und Neuanpassung auf früherem Entwicklungsniveau von erworbenen     
     intellektuellen Fähigkeiten als Folge einer Hirnschädigung mit kognitiven Störungen.

Dadurch entstehen:

  1. Störungen der Wahrnehmung,
  2. Gedächtnisstörungen, 
  3. Konfabulation (= Erzählungen, meist ohne Bezug zur jeweiligen Situation),
  4. Denkstörungen,
  5. Orientierungsstörungen,
  6. Apraxie  (= Störungen von Handlungen und Bewegungsabläufen),
  7. Stereotypien und
  8. Veränderungen der Persönlichkeit.

In Deutschland sind etwa 1 Mio. (8 – 13 % über 65jährigen) Menschen an Demenz erkrankt.
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko.

Durch fortschreitenden Untergang der Nervenzellen kommt es im Verlauf einer Demenz zu:

  1. Nachlassender Gedächtnisleistung, Vergesslichkeit,
  2. unpräzises Denken
  3. Orientierungslosigkeit
  4. Sprachstörungen
  5. Eingeschränktes Urteilsvermögen
  6. Schwerwiegende Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen
  7. Bis zum Verlust der Selbständigkeit

 

Was bewirkt eine Demenz?

  1.  Je nachdem in welcher Phase der Demenz sich ein Betroffener befindet, treten    

       Veränderungen mehr oder weniger stark auf.

  1.  Die Betroffenen können aggressiv oder enthemmt, depressiv oder in ihrer Stimmung   

       sprunghaft werden.

  1. Die Erkrankung hat starken Einfluss auf das Eß- und Trinkverhalten:
  2. Die Essenszeiten werden vergessen, der Betroffene sitzt vor dem Essen und weiß   nichts damit anzufangen
  3. Oft wird auch das Essen verweigert
  4. Die Betroffenen haben dadurch ein sehr hohes Risiko für das Auftreten von  Mangelernährung und Exsikkose (Austrocknung)

 

  1. Demenz ist meist ein Rückschritt in die vergangenen Lebensphasen.
  1. Demenzkranke orientieren sich  an Szenen, die in ihrer Vergangenheit stattgefunden haben.

 

  1. Sie „tauchen“ in ihre Innenwelt ab.
  1. Sie erleben die Gegenwart nicht mehr existent.

 

  1. Die Vergangenheit wird „echt“ und „wirklich“.
  1. Innerhalb der Innenwelt erleben Menschen mit Demenz Gefühle und Antriebe, die sehr lange erhalten bleiben z.B.:

     Antriebe: Mutterliebe, Fürsorge, Eigenwille, Ordnungssinn, Pflichtbewusstsein,  
                     Häuslichkeit
     Gefühle: Freude, Ärger, Misstrauen

 

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko an dem Krankheitsbild einer Demenz zu erkranken.
2 Typen von Demenz:

1. Alzheimer Demenz (Ablagerungen im Gehirn)
Schreitet langsam voran, Betroffene sind jüngere Menschen

2. Vaskuläre (Multi-Infarkt-Demenz) Demenz
Dazu zählen Altersdemenz, Demenz durch Medikamente, Alkoholabusus, Schlaganfälle, Stoffwechselstörungen u. a.

Beide Formen führen zum fortschreitenden Untergang von Nervenzellen und dem damit verbundenen Rückgang der Gedächtnisleistungen, der Orientierung, schwerwiegenden Verhaltensänderungen und dem Rückgang der Selbstständigkeit.

 

Wie entsteht eine Demenz?

Bei Alzheimer-Krankheit (nach dem Neuropsychiater und -patholgen Alois Alzheimer):
Werden Nervenzellen durch krankhafte Eiweiße (Beta-Amyloid, Tau-Protein) in ihrer Funktion gehemmt.
Dies führt in der Hirnregion, die für Denkprozesse verantwortlich ist, zu einem Mangel des Botenstoffes Acetylcholin.

Bei der vaskulären (Multi-Infarkt) Demenz:
Sie wird von Durchblutungsstörungen im Gehirn ausgelöst. 1/5 aller
Demenzerkrankungen sind vaskulär bedingt.
Hier kommt es häufig schlagartig zur Verschlechterung der Gehirnleistung
Es treten anderweitige Zeichen eines Schlaganfalls auf wie z. B. Sprachstörungen.

Faktoren, die zu Schlaganfällen führen, können auch das Risiko für vaskuläre Demenz erhöhen:

  1. Rauchen
  2. Erhöhte Blutdruckwerte
  3. Zu hohe Cholesterinwerte im Blut
  4. Diabetes mellitus, besonders bei schlechter Stoffwechseleinstellung
  5. Unregelmäßiger Herzrhythmus
  6. Arterienverkalkung
  7. Durchblutungsstörungen

 

4 Phasen der Fortschreitung der Demenz nach Naomi Feil:

1. Phase:
Mangelhafte unglückliche Orientierung, Vergesslichkeit, zeitweilig Desorientierung, manchmal Vergessen von Ereignissen, Namen, Telefonnummern,…

2. Phase:
Kurzzeitgedächtnis geht verloren, hat stark nachgelassen, Langzeitgedächtnis funktioniert, selbständige Lebensführung ist nicht mehr möglich.

3. Phase:
Monotone Bewegung ersetzen Sprache = schwere Demenz, Verlust der Sprache schreitet voran, aktuelles Geschehen kann kaum oder nicht mehr erfasst werden, völlige Desorientierung, Aktivitäten und Verrichtungen sind völlig gestört.

4. Phase: = Vegetieren
Erhebliche körperliche Einschränkungen treten auf.
Der Betroffenen kann nicht mehr gehen, sitzen, stehen oder Kopf halten, ist nicht mehr bei den Demenzkranken sondern eher bei den „Pflegefällen“ untergebracht.

Für Betreuer/Pflegekräfte gilt (das Konzept der Integrativen Validation nach Nicole Richards):

  1. Wertschätzung der Person mit Demenz
  2. Anerkennung der Persönlichkeit
  3. Akzeptieren der Gefühle und Antriebe, sowie der Krankheit
  4. Sich darauf einlassen können, in die „verwirrte Welt“ des Kranken „einzutauchen“
  5. Gefühle und Antriebe erkennen
  6. Gefühle und Antriebe aussprechen und bestätigen (den Betroffenen „spiegeln“)
  7. Langsam, leise und deutlich sprechen
  8. Übereinstimmung verbaler, nonverbaler und paraverbaler Kommunikation
  9. Vermeiden von: dazwischenreden, ablenken, in die Realität zurückholen zu wollen.

 

Die Demenz hat starken Einfluss auf das Trink- und Essverhalten.
Dadurch ist das Risiko für das Auftreten von Mangelernährung und Austrocknung sehr hoch.

Ursachen hierfür können sein:

  1. Nicht – Erkennen von Speisen
  2. Ablehnung bisher gern gegessener Speisen
  3. Nicht – Wissen, daß noch nicht gegessen oder getrunken wurde
  4. Veränderung des Geruchs- und Geschmackssinns
  5. Verlust des Sättigungsgefühls
  6. Körpersignale wie Hunger und Durst werden nicht mehr gedeutet
  7. Fehlende Einsicht in die Notwendigkeit des Essens und Trinkens
  8. Einnahme von Medikamenten, die Auswirkungen auf Appetit, Wohlbefinden, Speichelfluss und die kognitiven sowie motorische Fähigkeiten haben
  9. Erhöhter Energiebedarf durch Unruhe und zunehmende Mobilität
  10. Körperliche Veränderungen wie Kau- und Schluckstörungen, nachlassende  Handkraft, Koordinationsstörungen

 

Maßnahmen für die optimale Versorgung:

  1. schmackhafte, ausgewogene Ernährung
  2. Ausreichende Energiezufuhr
  3. Bei Bedarf Substitution von Vitaminen und Mineralstoffen
  4. Ausreichende Flüssigkeitsversorgung

 

Geeignete Speisen sind:

  1. bekannte, regionale Gerichte sind zu bevorzugen
  2. Süße und fettreiche Speisen werden gerne gegessen
  3. Durch kräftiges Würzen (kein Salz) und appetitliches Anrichten wird die Lust auf Essen gefördert
  4. Weiche Speisen mit einheitlicher Konsistenz und möglichst keine püriertes Essen sollte angeboten werden

 

Tipps zur Förderung des Essens und Trinkens:

  1. Senioren mit Demenz bevorzugen häufig süße Getränke, die nicht zu kalt sind. Bei Schluckstörungen kann das Andicken der Flüssigkeit das Trinken erleichtern.
  2. Durch die richtige Auswahl von Trinkgefäßen, Trinkrituale und das Getränkeangebot in der Gesellschaft kann die Flüssigkeitsversorgung zusätzlich verbessert werden.
  3. Eine anregende und angenehme Gesellschaft sind förderlich.
  4. Zeit, Gelassenheit und Akzeptanz von den „veränderten Tischmanieren“  tragen dazu bei, daß Essen Freude und Genuss bereiten.
  5. Menschen mit Demenz können sich nicht anpassen!!!

 

Folgende Punkte sind bei der Ernährung mit Demenz Betroffenen zu berücksichtigen:

  1. Vollwertige, ausgewogene Ernährung ermöglichen
  2. Verpflegung nach den Richtlinien der DGE, um ernährungsbedingte Erkrankungen und chronische Fehlernährung zu vermeiden
  3. Persönliche Vorlieben, physiologische Einschränkungen (Zahnersatz, Lebensmittelunverträglichkeiten, Krankheiten), Abneigungen berücksichtigen
  4. Lieblingsgerichte der Bewohner berücksichtigen
  5. Regionale und saisonale Auswahl der Lebensmittel
  6. Auf Bedarf werden die gewünschten Menü`s püriert,  angedickt und/oder   kalorienreich angereichert
  7. Diätetische Aspekte werden berücksichtigt
  8. Richtige Menge aller lebensnotwendigen Nährstoffe werden zur Verfügung gestellt
  9. Ein optimales Mengenverhältnis der Nährstoffe für den jeweiligen Bewohner werden ermöglicht
  10. Zufuhr der Energiemenge, die das normale Körpergewicht nicht wesentlich verändert
  11. Ausreichende Flüssigkeitsversorgung wird gewährleistet
  12. Auswahlmöglichkeit zwischen wenigstens 2 Menü`s unter Berücksichtigung der gegebenen Einschränkungen
  13. Das Essen wird in Form eines Büffets angerichtet, wobei der Bewohner zwischen den einzelnen Komponenten  und die Portionsgröße wählen kann
  14. Menükomponenten die direkt aus der Hand (Fingerfood) gegessen werden können finden zunehmend Verwendung
  15. Angebot an „erkennbaren“ Gerichten (Hefeklöße) ohne verschiedenen Konsistenzen wie z. B. Brühe mit Einlage
  16. Ständiger Informationsaustausch zwischen Küchen-, Hauswirtschafts- und Pflegepersonal ist gewährleistet
  17. Rituale vor, während und nach dem Essen berücksichtigen

 

Schnittstellenorganisation zwischen Küchen- und Pflegepersonal
-    Gut lesbare Speisepläne (DIN A 3) hängen auf allen Wohnbereichen aus
-    Jeweilige Auswahl aus mindestens 2 Menü`s mit Komponentenwahl

  1. Tägliche Befragung, auf Wünsche und Abneigungen des Einzelnen
  2. Anregungen und Vorschläge der Bewohner fließen in den Speisenplan mit ein, Heimbeiratssitzungen
  3. Im Heimbeirat werden Wünsche, Veränderungen und Schwerpunkte besprochen

-    Die Küche steht mit dem Pflegepersonal ständig in Kontakt